Büdinger Geschichtsblätter Band XXV (Artikelnummer: )

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Auf 466 Seiten schreiben neun Autoren über spannende Themen der Geschichte Büdingens und unserer Region.

Die Büdinger Geschichtsblätter sind inzwischen über 50 Jahre alt und ein profundes Nachschlagewerk für die Geschichte Büdingens und des Büdinger Landes geworden. Unvergessen in ihrer Tätigkeit als „Schriftleiter“ sind Peter Nieß und Willi Luh. In den Anfängen wurden die Geschichtsblätter von Peter Nieß zusammengestellt, nach dessen frühem Tod übernahm Willi Luh diese Arbeit und etablierte die Büdinger Geschichtsblätter als fest verankertes Periodikum zur Geschichte der Region. Der nun vorliegende Jubiläumsband bietet wieder eine breit gefächerte Palette an Beiträgen zur Erweiterung der Erkenntnisse über historische lokale und regionale Prozesse.

Dr. Klaus-Peter Decker schreibt über „Die Büdinger Remigiuskirche in Forschung und Denkmalpflege – ein spannungsvolles Verhältnis.“ Einleitend wird der Bogen der kirchlichen Entwicklung Büdingens bis zur Reformation gespannt, in dem sich die Entwicklung der Remigiuskirche vollzieht. Die Forschungsgeschichte über die Remigiuskirche aus dem 19. Jahrhundert bildet den Hintergrund für die weiteren Ausführungen mit dem Beginn einer fundierten bauhistorischen Forschung, bei denen Peter Nieß wertvolle Arbeit leistete. Die in den 60er Jahren neu entwickelte Methode der Dendrochronologie erbrachte wesentliche Fortschritte in der Altersbestimmung der Remigiuskirche. Dr. Walter Nieß wurde auf diesem Gebiet zu einem Pionier der Forschung. Ausführlich geht Dr. Klaus-Peter Decker auf die Untersuchungen und Grabungen der Jahre 1968-1971 ein, bei denen Hans-Velten Heuson großen Anteil hatte.

Über den „Beginn der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung in der Grafschaft Büdingen (1558-1564)“ schreibt Dr. Stefan Xenakis. Nach allgemeinen und mentalitätsgeschichtlichen Überlegungen geht er auf die rechtsgeschichtlichen Voraussetzungen ein. Welchen Aufstieg erlebten die Ysenburger im 15. Jahrhundert? Welchen Anteil hatte die Gespaltenheit der beiden Linien dabei? Nach der Antwort auf diese Fragen wird die Rolle des Wetterauer Grafenvereins und der kirchlichen Institutionen untersucht. Im Mittelpunkt der Abhandlung stehen die Büdinger Prozesse der Jahre 1562-1564, die quellenmäßig gut erschlossen sind und akribisch dargelegt werden. Die an den Quellen gewonnenen Erkenntnisse werden in Bezug auf die Rolle der Territorialherren, des Volksglaubens und der Rechtspraxis näher erläutert.

Dr. Bernd Vielsmeier berichtet über „Jüdische Friedhöfe und Grabmale in (Ober-)Hessen“. Insgesamt gibt es in Hessen heute noch ca. 350 jüdische Friedhöfe, auf denen sich schätzungsweise 200.000 Grabsteine befinden. Die ältesten Steine datieren aus dem 13. Jahrhundert. Neben schriftlichen Quellen und erhaltenen Gebäuden geben vor allem die Friedhöfe mit ihren Grabsteinen Aufschlüsse über die jüdische Bevölkerung und ihre Kultur. Die Grabinschriften liefern Informationen zu den Verstorbenen und ihrem Leben. Neben typischen Elementen enthalten manche auch Außergewöhnliches und Bemerkenswertes.

Dieter Jentzsch behandelt in seinem Beitrag über „Die Jubiläen der Büdinger Schützengesellschaft im 20. Jahrhundert“ fünf Jubiläen der Büdinger Schützengesellschaft zwischen 1914 und 1978. Dabei wird nicht nur von den Jubiläumsfeiern, ihren Abläufen und stets arbeitsintensiven Vorarbeiten berichtet, zugleich wird das jeweilige Zeitgeschehen unter politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten betrachtet. Damit entsteht für den Leser, mit dem Blick auf die Jubiläen und der Einbindung in den historischen Kontext, ein sich wandelndes Bild der Stadt. Sein Beitrag wird mit einer Fülle an zeitgenössischen Fotos illustriert.

Dr. Volkmar Stein führt den Leser mit seiner Arbeit „Es war einmal – Professionelles Theater in Büdingen 1822 bis 1994“ in eine gänzlich verloren gegangene Epoche der Büdinger Kulturentwicklung. In seiner Rückschau führt er das gesamte Spektrum der in Büdingen gastierenden Ensembles auf. Im Büdingen in monarchischer Zeit und bis 1927/28 gastieren fast ausschließlich Privattheater – in wechselnden Spielstätten. Ab den späten Jahren der Weimarer Republik wird dabei der „Fürstenhof“ zum zentralen Spielort. Es dominieren Autoren und Werke, die heute völlig unbekannt sind. „Klassische“ Stücke werden sparsam gespielt.

Sprache und Dialekt sind dynamisch, nie statisch. Dr. Lars Vorberger beschreibt am Anfang seines Aufsatzes „Sprache in Büdingen“ frühe regionalsprachliche Entwicklungen in Südhessen, der Wetterau und speziell in Büdingen. Welche Elemente charakterisieren Sprache im heutigen Büdingen? Am Sprachverhalten ausgewählter Sprecher stellt er Dialekt und „Büdinger Hochdeutsch“ im gegenwärtigen Büdingen vor. Dabei geht er auch auf den aktuellen Sprachwandel ein. Sein Resümee dabei: Der „alte“ Büdinger Dialekt ist nur noch in Resten vorhanden. Die jüngere Generation spricht ihn nicht mehr.

Petra Lehmann-Stoll, die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Heuson-Museums, berichtet über „Verborgene“ Schuhe und andere Funde in Büdinger Mauern. Immer wieder werden bei Bauarbeiten in historischen Gebäuden eingemauerte Gegenstände entdeckt.

Am Schluss des Bandes finden sich Nachrufe von Christian Vogel, dem Vorsitzenden der Vereinigung für Heimatforschung, und Joachim Cott, dem Vorsitzenden des Büdinger Geschichtsvereins, für Willi Luh, den 2017 verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Vereins.

Auch in diesem Band werden von ausgewiesenen Fachleuten Aspekte aktueller Forschung zur Geschichte Büdingens und seines Umlands vorgestellt. Dies ist und bleibt die zentrale Aufgabe der Büdinger Geschichtsblätter, um Wissen und Kenntnis lokaler und regionaler Geschichtsforschung der Öffentlichkeit in immer neuen Facetten und Ansätzen vorzustellen.

466 Seiten, 100 s/w-Bilder, 45 Farbbilder

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