Mit diesem Bildband stellt die Geschichtswerkstatt das Büdingen längst vergangener Tage vor, mit 100 alten Ansichtskarten ab 1898, darunter 30 handkolorierte Ansichten und farbige Zeichnungen. Auch alle anderen Bilder wurden in Farbe gedruckt, um den „goldbraunen“ Charme der historischen Aufnahmen zu bewahren.
Diese Bilder aus der Vergangenheit laden zum Vergleich mit der heutigen Stadt ein. Sie zeigen einzelne Gebäude oder Straßenzüge in der Alt-, Neu- und Vorstadt, am Hain, in der Mühltor-, Gymnasium-, Bruno- und Bahnhofstraße. Die Veränderungen des Stadtbildes außerhalb der Festungsmauern werden dabei sehr deutlich. Manche Gebäude wird man kaum mehr wiedererkennen, andere sind längst verschwunden.
Besonders auffällig wird der Anteil der seither neu dazugekommenen Bauwerke auf den Gesamtansichten. Sie zeigen die alte Kernstadt vom Dohlberg, vom Pfaffenwald oder aus der Luft. 13 gezeichnete farbige Grußkarten beschließen den Band mit idealisierten Ansichten der schönsten Ecken Büdingens.
Rezension von Prof. Dr. J. Friedrich Battenberg in "Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde" des Historischen Vereins für Hessen
In diesem ansprechend gestalteten Bändchen werden einhundert ältere Fotografien und Aquarelle zum Stadtbild und einzelnen Bauwerken der vormals isenburgischen Stadt Büdingen in Oberhessen gezeigt, soweit sie in Ansichts- und Grußkarten der Zeit ab 1898 reproduziert worden sind. Bis heute hat Büdingen seine historische Stadtgestalt, jedenfalls in der Innenstadt, behalten; doch im Laufe der letzten 120 Jahre hat sich doch vieles verändert. Ein Vergleich zwischen dem älteren und dem modernen Erscheinungsbild kann deutlich machen, was verloren gegangen ist, auch, wo Maßnahmen des Denkmalschutzes unter Umständen ein dem Verfall preisgegebenes Gebäude wieder zum Leben erweckt haben. Doch beschränkt sich der Autor dieser Zusammenstellung nicht darauf, alte Postkarten nur zu reproduzieren. Er fügt vielmehr überall Bemerkungen zur Geschichte, Beschreibungen und dort, wo es Sinn macht, zum Erhaltungszustand bis heute.
Die virtuelle Exkursion durch die Stadt beginnt mit einigen Aufnahmen zum Jerusalemtor von 1503 vor und nach der Restaurierung, Ansichten zur Vorstadt, zu weiteren Befestigungswerken, behandelt die Straßenzüge und Plätze der Neustadt und Altstadt. Besondere Aufmerksamkeit fanden neben den zahlreichen Fachwerkbauten der Stadt die gotische Marienkirche und das Schloss sowie das Rathaus und einzelne repräsentative Gebäude. Alltagsszenen wie die Wäscherinnen an der Schlossmühle und promenierende Bürgerinnen und Bürger in der Gymnasiumstraße bringen dazu etwas Leben in die steinernen Zeugen der Vergangenheit, und Ansichten zu Naturdenkmälern beziehen auch die Landschaft mit ein. Schließlich bietet der Band einige Gesamtansichten zur Stadt aus unterschiedlichen Richtungen. Die am Ende zusammengestellten Grußkarten, deren Tradition noch im 19. Jahrhundert begann, sollten schließlich im Zuge des beginnenden Fremdenverkehrs werbend für die Stadt wirken. Diese Karten, die auf Fotovorlagen beruhen konnten, aber auch viele handgemalte Teile enthielten, waren überwiegend koloriert und kunstvoll gestaltet. Eine Karte (von 1916) wies eine Jugendstil-Umrahmung auf, in einer Weise, wie sie als zeittypisch gelten kann.
Insgesamt bietet dieses Bändchen auch für den an der Regionalgeschichte Oberhessens Interessierten gute Einblicke in die Entwicklung einer offenbar in der Zeit um 1900 recht beschaulichen Kleinstadt.
J. Friedrich Battenberg
Zum Buch Büdingen in historischen Ansichten