Dialekte bzw. Mundarten wurden vor einigen Jahrzehnten nicht nur sehr vernachlässigt, sie galten geradezu als Synonym für überholt, ungebildet, altmodisch, dorftrottelig und – wie man neusprachlich sagt – uncool. Sie wurden nahezu ignoriert und aus dem Sprachalltag herausgedrängt – fast bis zur Bedeutungslosigkeit. Viele der verwendeten Begriffe drohten in Vergessenheit zu geraten, da sie im Alltag der jüngeren Generationen immer seltener zu hören sind.
Dies hat sich grundlegend geändert. Inzwischen gibt es eine starke Rückbesinnung, man ist sich glücklicherweise wieder bewusst geworden, welch wichtiges Kulturgut, ja kultureller Schatz, die Mundarten sind, und pflegt die Erinnerung an sie und den Umgang und die Beschäftigung mit ihnen. Mit der Veröffentlichung des Mundart-Wörterbuchs wird eine Brücke zwischen Jung und Alt geschlagen. In einer Zeit, in der sich Kommunikation immer stärker auf digitale und standardisierte Sprachen verlagert, bietet das Mundart-Wörterbuch einen wertvollen Gegenpol. Es schafft Raum für das Einzigartige, das Besondere der lokalen Sprache. Die Menschen in Ranstadt finden hier Ausdrücke, die sie im Alltag wiederentdecken können und die ihnen helfen, sich besser und authentischer auszudrücken. Kinder und Jugendliche können die Sprache ihrer Großeltern nicht nur verstehen, sondern auch aktiv in ihr Leben integrieren.
Die lokale Sprache war schon immer ein Schlüssel für das soziale Miteinander. Mit dem neuen Mundart-Wörterbuch können Nachbarn und Freunde in der dörflichen Gemeinschaft mehr über die Feinheiten und Nuancen ihrer eigenen Sprachkultur lernen. Das trägt zur Stärkung der lokalen Identität bei und fördert das Gefühl der Zugehörigkeit.
„Die Mundart ist ein wichtiger Teil unserer Identität und unseres Zusammenhalts“, erklärt Joachim Cott von der Geschichtswerkstatt Büdingen. „Dieses Wörterbuch gibt uns die Möglichkeit, unser kulturelles Erbe zu bewahren und gleichzeitig das Verständnis zwischen den Generationen zu fördern.“
Der Ranstädter Hans-Dieter Carl studierte Deutsch und Geschichte. Mit der Sammlung und Verschriftlichung der Mundart-Ausdrücke trägt er einen wichtigen Anteil dazu bei, den Dialekt seines Heimatortes zu erhalten. Er hofft, dass das Buch nicht nur in Ranstadt, sondern auch in anderen Teilen des Wetteraukreises Interesse wecken wird. Dialekte gehören zu den kulturellen Schätzen, die nicht nur gepflegt, sondern auch aktiv genutzt werden sollten.
Neben dem praktischen Nutzen für die Verständigung hat das Buch einen besonderen Wert für die Geschichtsschreibung. Es konserviert Redewendungen, Begriffe und Ausdrücke, die für die Nachwelt von Bedeutung sind. „Ich sehe dieses Buch als Beitrag zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes“, betont Autor Hans-Dieter Carl. „Für Viele ist es eine Herzensangelegenheit, ihre Sprache für kommende Generationen festzuhalten.“